zur Preisverleihung des Zukunftspreises 2018 der Israelstiftung in Deutschland an die DGB-Jugend NRW am 13. November 2018
80 Jahre nach den November-Pogromen, an die wir in diesen Tagen erinnern, blüht Jüdisches Leben in Deutschland wieder. Die in Deutschland lebenden Juden sind unsere Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn. Dieses direkte zwischen- menschliche Miteinander ist wertvoll, prägt es doch das gegenseitige Verständnis und bewirkt mehr, als nüchterne und theoretische Erzählungen über geschichtliche Ereignisse allein.
Damit nachwachsende Generationen sich verbunden fühlen, gibt es aus meiner Sicht keinen geeigneteren Weg als den Dialog zwischen jungen Menschen zu fördern. Auf diese Weise entstehen Vorurteile möglichst gar nicht erst und es wird ein unbefangener Umgang miteinander möglich.
Sie, liebe Preisträger der DGB-Jugend Nordrhein-Westfalen, werden heute von der Israelstiftung in Deutschland ausgezeichnet für Ihr weit über das normale Maß hinausgehende Engagement. Sie sind bereits seit 1961, als die erste Delegation der DGB-Jugend aus Remscheid und Solingen nach Israel gefahren ist, dem israelischen Histadrut Bezirk Tel Aviv/Jaffa partnerschaftlich verbunden.
Seitdem sind die Beziehungen gewachsen und vertieft worden. Nordrhein-Westfalen war und ist Vorreiter mit einem umfangreichen Programm: Jedes Jahr besuchen sich mehrere Jugenddelegationen aus Nordrhein-Westfalen und Israel. Hunderte deutsche und israelische Jugendliche – jüdische wie arabische — haben sich so kennengelernt und zur Völkerverständigung beigetragen.
Heute schaffen Sie auf vielen verschiedenen Wegen Gelegenheiten für den Austausch junger Menschen, wie beispielsweise durch die Jugendreisen der DGB- Jugend NRW. Diese sind Gruppenerlebnis pur. Mit Teamgeist und Spaß am Kennenlernen neuer Menschen sammeln die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wertvolle Erfahrungen. Sie alle eint dabei respektvoller Umgang miteinander und mit dem jeweiligen Gastland. Von der Ferienfreizeit bis zu internationalen Begegnungen bieten die DGB-Jugendreisen vielseitige Möglichkeiten neue Erfahrungen zu sammeln.
In Ihrer Partnerschaftsvereinbarung setzen Sie deutliche Zeichen gegen eine einseitige Weltsicht und treten entschlossen dem Antisemitismus entgegen. Dies ist heute leider wieder notwendiger geworden. Sie finden hierbei Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen. Am vergangenen Dienstag, den 6. November, haben wir Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die ehemalige Bundesjustizministerin, zur neuen Antisemitismusbeauftragten für Nordrhein-Westfalen ernannt.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung setzt sich seit vielen Jahrzehnten parteiübergreifend für die Vertiefung der deutsch-israelischen Kontakte ein. Auf staatlicher Ebene hat sich seit der ersten persönlichen Begegnung zwischen David Ben Gurion und Konrad Adenauer in den USA vor 58 Jahren ein dichtes Netzwerk der Beziehungen entwickelt.
Aber ob sich der Rahmen, den Politik gesetzt hat, mit Leben erfüllt, das hängt immer davon ab, ob sich Menschen begegnen und kennen lernen. Heute ist das Netz persönlicher Begegnungen zwischen Israel und Nordrhein- Westfalen so dicht geknüpft wie mit kaum einem anderen Staat, auch mit kaum einem anderen europäischen Staat.
Im Namen der Landesregierung wünsche ich Ihnen und uns allen, dass Sie weiter so erfolgreich dafür arbeiten, die Gemeinsamkeiten, die uns verbinden, über Grenzen hinweg erlebbar zu machen und die Menschen Stereotype überwinden zu lassen.
Vielen Dank. Ihr
Be Ben —
Karl-Josef Laumann
Vorsitzender des Kuratoriums der Israelstiftung in Deutschland
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Liebe Gäste
Im Namen des Kuratoriums und des Vorstandes der Israelstiftung darf ich Sie sehr herzlich zur diesjährigen Preisverleihung begrüßen.
Die Israelstiftung ehrt mit ihrem Zukunftspreis zum vierten Mal Vereine, Initiativen und Personen, die sich in besonderer Weise für die Beziehungen Deutschlands und Nordrhein-Nordrhein- Westfalens zu Israel und seinen Menschen engagiert haben.
Die in den letzten Jahren leider auch in Deutschland zu beobachtende Feindschaft vieler Menschen zum Staat Israel und der wachsende Antisemitismus erfordern mehr denn je, sich diesen Tendenzen entschieden entgegenzustellen.
2016 hat die Israelstiftung mit den „Heimatsuchern“ eine Initiative ausgezeichnet, die sich dem Vergessen und Verdrängen der Schrecken des Holocaust entgegenstellt.
Die diesjährige Preisverleihung zeichnet das Engagement junger Menschen aus, die sich in außergewöhnlicher Weise für den Dialog zwischen den Menschen in Israel und Deutschland einsetzten und noch einsetzen.
Vor dem Hintergrund der Katastrophe und des Grauens des Holocaust, Anfang der sechziger Jahre gesellschaftliche Kontakte aufzubauen, das Gespräch zu suchen und Besuche und Gegenbesuche zu organisieren, war eine herausragende Leistung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in NRW und vor allem seiner Jugendorganisation.
Das bemerkenswerte an der damaligen Initiative ist seine Nachhaltigkeit, die durch die Erneuerung des Partnerschaftsvertrages 2017 unterstrichen wird.
Ich begrüße deshalb sehr herzlich den ehemaligen Vorsitzenden des DGB – NRW, Walter Haas, der als junger Jugendsekretär des DGB-NRW die Kontakte initiiert und bis heute begleitet hat.
Mit ihm begrüße ich auch zahlreiche Verantwortliche des DGB, die die Kontakte pflegen und in die Zukunft tragen werden. Sie alle hier namentlich zu begrüßen würde den zeitlichen Rahmen meiner – hoffentlich kurzen Begrüßung – sprengen.
Die Laudatio hat dankenswerter Weise Grisha Aloir-Arloser der Vorstandsvorsitzende der Deutsch – Israelischen Handelskammer in Tel Aviv übernommen. Herzlich Willkommenen und danke für die Bereitschaft, die Laudatio zu übernehmen.