Zukunftspreis 2006 – Laudatio

anlässlich der Preisverleihung der Israelstiftung an Frau Christina Rau von Dr. h.c. Johannes Gerster

Donnerstag, 23. November 2006,
– Alte Synagoge Essen


Die Israelstiftung in Deutschland ehrt mit Frau Christina Rau eine Persönlichkeit, die als Landesmutter von Nordrhein – Westfalen und als Ehefrau des Bundespräsidenten Johannes Rau zwar oft – auch notgedrungen – im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, aber eher im Stillen äußerst tatkräftig Außergewöhnliches leistete. 

Bereits als Ehefrau des langjährigen Ministerpräsidenten hatte sie enge Kontakte zu vielen Menschen in Israel geknüpft. In Nordrhein – Westfalen unterstützte sie dauerhaft WIZO, den jüdischen Frauenverein, bei deren Aktivitäten. 

Als Ehefrau des Bundespräsidenten übertrat sie ein ungeschriebenes Gesetz: Der Bundespräsident und seine Ehefrau übernehmen Schirmherrschaften nur über bundesweit operierende Organisationen, da keine „Schirmherrschaft in der Schirmherrschaft“ entstehen sollte. Dieses Gesetz hat Christina Rau mit viel gutem Willen und mit der Liebe zur Arbeit vor Ort außer Kraft gesetzt. Die Beamten im Bundespräsidialamt mögen gestöhnt haben, sie übernahm gegen allen Brauch Schirmherrschaften über lokale WIZO – Aktionen und rückte deren Basisarbeit immer wieder in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses. 

Als Ehrenpräsidentin der Freunde des „Chaim Sheba Medical Center Tel Hashomer“ unterstützte sie die größte medizinische Einrichtung der Region, in der kranken Menschen ohne Ansehen ihrer Religion, Kultur und Nationalität gleichwertig geholfen wird. Während eines Staatsbesuches in Israel besuchte sie trotz größter Zeitnot und sicherlich zum Leidwesen des Protokolls dieses Krankenhaus. In Berlin erhielt sein Freundeskreis Gelegenheit, im Schloss Bellevue auf das Anliegen des Vereins aufmerksam zu machen und Spenden im sechsstelligen Bereich zu sammeln. 

Die Ehrenpräsidentschaft hatte Christina Rau von Christiane Herzog übernommen und an Frau Köhler weitergegeben. Mit den Einladungen ins Schloss Bellevue wurde eine Tradition begründet, die nun von Frau Köhler fortgeführt wird, die aber nur wenigen Organisationen zuteil wird. 

Bei einem weiteren Besuch in Israel bat Frau Rau ausdrücklich darum, einen Besuch des Elly-Heuss-Knapp Hauses in Herzlya in das Programm aufzunehmen. Nach diesem Besuch berichtete sie im Kuratorium des Müttergenesungswerkes, dessen Schirmherrin sie war, über die Situation der israelischen Frauen, die in Herzlya betreut werden, und bat um Unterstützung durch das Müttergenesungswerk, das bis dahin nur deutschen Einrichtungen geholfen hatte. 

Dies sind nur Beispiele für das Wirken eines Menschen, dem die Linderung sozialer Not in Israel aus humanitären Gründen, Hilfen für den Staat Israel aus moralischen Gründen und der Ausbau der deutsch-israelischen Beziehungen aus politischen Gründen ein Herzensanliegen sind. Darüber hinaus nahm sie aktiv teil an den großartigen Leistungen und Hilfen, die ihr Ehemann Johannes Rau zahlreichen Einrichtungen in Israel zukommen ließ. Ihre Unterstützung und Kraft, die sie still und ohne öffentliche Wahrnehmung gegeben hat, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie war mehr als die Frau an seiner Seite. 

Liebe Frau Rau, Sie haben sich für Israel und die deutsch-israelischen Beziehungen in ganz ungewöhnlicher Weise verdient gemacht. Wir ehren Sie als Vorbild auch und gerade für die jüngere Generation, welche die dunkelste Zeit deutscher Geschichte nur aus Schulbüchern und dann teilweise zu wenig kennt. 

Sie, verehrte Frau Rau, symbolisieren heute für uns „das Erinnern in Zukunft“. 

Der Zukunftspreis zeigt in einem Knoten, der untrennbar ist, die besonderen deutsch-israelischen Beziehungen. Diese sind auch heute noch besonders belastet und besonders sensibel. Sie sind Gott sei Dank inzwischen aber auch besonders gut. 

Wir verdanken diese besonders guten Beziehungen auch und gerade Ihnen, die Sie gegen einen schleichenden Zeitgeist, gegen zunehmend antiisraelische Stimmungen und Stimmen in Europa und auch in Deutschland, Partei ergreifen für Israel. Aus historischen, moralischen und politischen Gründe und, was besonders wichtig ist, mit Herz. 

Israel braucht gute Freunde und wir brauchen Sie als Vorbild. 

Wir danken Ihnen.

– Es gilt das gesprochene Wort –