Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen Carina Gödecke
Preisverleihung der Israel-Stiftung in Deutschland
an den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach
11. Februar 2014, 18 Uhr, Borussia-Park
Es gilt das gesprochene Wort.
Exzellenz, sehr verehrter Herr Botschafter, verehrte Damen und Herren Abgeordnete, verehrte Mitglieder der Landesregierung, Herr Bürgermeister, verehrter Herr Niersbach und Herr Königs, liebe Brigitte Mandt, lieber Edgar Moron, meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Gäste!
I.
„Das Verhältnis zwischen unseren Ländern wird für immer ein besonderes sein. Im Wissen um das Geschehene halten wir die Erinnerung wach. Mit den Lehren aus der Vergangenheit gestalten wir gemeinsame Zukunft: Das ist deutsch-israelische Normalität.“
Mit diesem Satz aus der Rede von Johannes Rau, der als erster Bundespräsident vor der israelischen Knesset im Februar 2000 in deutscher Sprache sprechen durfte und dafür langanhaltenden Beifall von den israelischen Abgeordneten bekam, mit diesem Satz überbringe ich Ihnen die Grüße und guten Wünsche des Landtags Nordrhein-Westfalen.
Gemeinsame Zukunft gestalten – das ist auch das Ziel der Israel-Stiftung in Deutschland, und deshalb bin ich besonders als Vertreterin des Landtags zur Verleihung des Zukunftspreises gekommen. Mit der Teilnahme und Mitwirkung des Landtags an der heutigen Preisverleihung, machen wir deutlich:
1. Wir wissen, dass das langjährige Engagement des sehr sympathischen Fußbundesligavereins Borussia Mönchengladbach keinesfalls selbstverständliche ist. Seit über 40 Jahren schon pflegen die Fohlen ihre Freundschaft zu Israel. Das muss man anerkennen, das wollen wir anerkennen und vor allem würdigen. Daher erhält der Verein völlig zu Recht den Zukunftspreis der Israel- Stiftung.
Und 2.: ist es dem Landtag ein wichtiges und besonderes Anliegen, immer wieder deutlich zu machen:
Es geht um die gute Zukunft Israels, an dessen Seite wir Deutschen unverrückbar stehen. Und wir wissen alle, dass diese gute Zukunft Israels im labilen Gefüge der dortigen Region keinesfalls selbstverständlich ist, sondern stets der umfangreichen Unterstützung bedarf.
Und gerade weil die deutsch-israelischen Beziehungen so gut und so fest sind, darf ich – auch in Übereinstimmung mit unserem Landtag – daran erinnern, dass gute Zukunft gemeinsam zu gestalten auch bedeutet, dass der Frieden im Nahen Osten mit der Klärung der palästinensischen Frage verbunden ist.
Gerade hier in Mönchengladbach muss ich keine Sorge haben, falsch verstanden zu werden. Denn im Jahr 2011 haben Sie die „Goldene Blume von Rheydt“ an Peter Maffay verliehen. Er wurde für seinen Einsatz für die Menschlichkeit ausgezeichnet und dieser Einsatz umfasst seit vielen Jahren – wie Sie wissen – auch den Einsatz für Frieden im Nahen Osten. Mit seiner Stiftung „Begegnungen – Schutzräume für Kinder“ organisiert er seit Jahren trilaterale Jugendaustausche zwischen deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendlichen. Auch ein Beitrag, gemeinsam Zukunft zu gestalten.
II.
„Das Band, das Deutschland und im Besonderen Nordrhein-Westfalen mit Israel verbindet, kann nicht stark genug sein.“
Das haben bereits 2005 alle Fraktionen des Landtags Nordrhein-Westfalen in einem gemeinsamen Antrag betont.
Sinngemäß heißt es dort weiter:
Zur Aussöhnung mit den Juden und zur Schaffung eines neuen Vertrauens beizutragen, für das Existenzrecht des Staates Israel einzutreten und das jüdische Leben in unserem Land nach Kräften zu unterstützen. Das ist uns von der Geschichte aufgegeben und das ist ein Grundpfeiler deutscher Politik auf allen staatlichen Ebenen. Und dem fühlen wir uns in Nordrhein-Westfalen in besonderem Maße verpflichtet. Zu den vielfältigen, tiefen Beziehungen, die heute zu Israel bestehen, hat das Land Nordrhein-Westfalen erheblich beigetragen.
Die Politik hat die Weichen gestellt und den Rahmen für die Beziehungen zwischen den Völkern gesetzt. Doch viel mehr kann sie alleine nicht tun. Denn, ob sich dieser Rahmen mit Leben erfüllt, das hängt immer davon ab, ob sich Menschen begegnen und kennenlernen, ob es neben den diplomatischen Kontakten, neben der Zusammenarbeit der Administrationen auch Begegnungen zwischen ganz normalen Bürgern gibt, zwischen Jung und Alt.
Heute, im 21. Jahrhundert ist das Netz persönlicher Begegnungen zwischen Israel und Deutschland so dicht geknüpft wie mit kaum einem anderen Staat. Auch mit kaum einem anderen europäischen Staat.
Dabei spielen insbesondere die Städte und Gemeinden eine besondere Rolle. Das gilt aber ebenso für Schulen und Universitäten. Und das gilt auch – wie das Beispiel Borussia Mönchengladbach so eindrucksvoll zeigt – für den Sport.
III.
Zu einer guten Zukunft gehört es, dass sich gerade junge Menschen begegnen können. Bei israelischen Jugendlichen ist das Interesse an Deutschland groß. Unsere Hauptstadt Berlin zählt unter israelischen Jugendlichen heute zu einem der beliebtesten Reiseziele.
Das gilt in Israel ganz offensichtlich auch für den musikalischen Bereich:
Die Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“ stand während ihres ersten Auftritts umjubelt in Tel Aviv auf der Bühne.
In einem Zeitungsinterview mit der „Jüdischen Allgemeinen“ sagte Sänger Campino nach dem Konzert:
„Man soll die Geschichte nicht vergessen, sondern sich daran erinnern und daraus dann gemeinsam etwas Festes bauen, um es nie wieder zu einer Katastrophe kommen zu lassen.“
Übrigens habe ich mich sehr über die Nachricht der vorletzten Woche gefreut, dass die Jüdische Gemeinde Düsseldorf die Toten Hosen in diesem Jahr für ihr Engagement mit der „Josef-Neuberger-Medaille“ auszeichnen wird.
IV.
„Gemeinsam etwas Festes bauen“, wie Campino es sagte – aus meiner Sicht liegt der Schlüssel hierzu in der Begegnung der jungen Generation.
Deshalb wollen wir – darüber haben wir, verehrter Herr Botschafter, heute Nachmittag bereits gesprochen – im kommenden Jahr 2015 an die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 50 Jahren erinnern. Das wollen wir gemeinsam mit der israelischen Botschaft in einer Veranstaltung im Landtag tun. Es ist dabei das besondere Anliegen von Herrn Botschafter Hadas-Handelsman, dieses Fest mit einem bereits bestehenden Schüler-Projekt der Botschaft zu verbinden. Es trägt den Namen „Israel – anders kennen lernen“ und will deutschen Jugendlichen Israel näher bringen.
Denn nur durch den direkten Kontakt zwischen jungen Israelis und Deutschen lässt sich die Vergangenheit für eine gemeinsame Zukunft aufarbeiten – damit das Band zwischen NRW und Israel noch stärker wird als es ohnehin schon ist.
V.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Gäste, lassen Sie uns – so engagiert wie Borussia Mönchengladbach – und mit viel Freude und Phantasie dafür einsetzen, dass das „Schalom Alechem“ (Friede sei mit euch) nicht nur ein Wort des Grußes, sondern erlebbare Wirklichkeit ist – in Israel und hier bei uns in Nordrhein-Westfalen.
„Mazel tov“ – Glückauf – für die Zukunft!